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1. Römische Kaisergeschichte, Das Mittelalter, Die neueste Zeit bis 1648 - S. 260

1902 - Paderborn : Schöningh
260 als sie frchteten, der Kaiser, welcher in seinen Erblanden die prote-stantische Lehre vollstndig ausrottete, werde berall auf die Einhaltung des kirchlichen Vorbehalts bestehen, beteiligten sich mehrere von ihnen am Kriege. Da nmlich seit dem Passauer Bertrage 2 Erzbistmer (Magdeburg und Bremen). 12 Bistmer und zahlreiche Stifter von den Prote-stanten skularisiert waren, so muten sie besorgen, da der Kaiser, wenn seine Macht hinlnglich erstarkt sei. die Bestimmungen des Augs-burger Religionsfriedens strenge durchfhren werde. Auerdem waren besonders das Streben mehrerer deutscher Fürsten nach greren landeshoheitlichen Rechten und die Bemhung Frankreichs, das Haus Habsburg zu schwchen, die Hebel des Krieges. Nicht blo Deutschland, sondern die meisten greren Mchte Europas, Frankreich, Schweden, Dnemark, die Niederlande, Spanien und England, waren in diesen Krieg verwickelt. Wenngleich die Entscheidung fast lediglich auf deutschem Boden ausgefochten wurde, so hat dennoch der Krieg eine europische Bedeutung. 1. Der bhmisch-pflzische und der niederschfische Krieg. 16181625. 1. Der bhmische Krieg (1620). Whrend die Bhmen zum Kriege rsteten, lie Erzherzog Ferdinand, welcher bei der Krnklichkeit des Kaisers die Regierungsgeschfte fhrte, ein Heer unter Buquoi und Dampierre in Bhmen einrcken, wo die Aufstndischen durch Unter-sttzung der Union bereits ein Sldnerheer unter Ernst von Mans-selb zusammengebracht hatten. Indes das kaiserliche Heer machte nur geringe Fortschritte, und als der Kaiser Matthias gestorben war, sah sich fein Nachfolger Ferbinanb von allen Seiten bebrngt. Ferdinand Ii., 1619 1637. Der Woywobe Bethlen Gabor, welcher sich Siebenbrgens be-mchtigt hatte, brohte mit einem Einfalle in Ungarn, die Bhmen rckten unter Thurn gegen Wien, und selbst die sterreichischen Lanbesteile. in benen der Protestantismus groe Ausbehnung gewonnen hatte, waren fast alle in Aufruhr begriffen. Schon schlo Thurn die sterreichische Hauptstabt ein, und die sterreichischen Protestanten sandten Abgeorbnete an Ferbinanb. um Religionsfreiheit und anbere Zugestnbnisse zu sorbern. Als dieser jebe Bewilligung entschieben abschlug, und die Bittsteller immer lauter und strmischer wrben, erschien pltzlich tm Schlohofe eine kleine Abteilung eines Dampierreschen Reiterregiments. Die Bittsteller

2. Römische Kaisergeschichte, Das Mittelalter, Die neueste Zeit bis 1648 - S. 262

1902 - Paderborn : Schöningh
262 des pflzischen Kurfrsten vollstndig besiegte. Obwohl Mansfelds Truppen noch ganz unversehrt waren, so wagte Friedrich doch nicht, sich in Prag zu verteidigen, sondern floh eiligst durch Schlesien und Bran-denbnrg, wo man dem Winterknige" keine Aufnahme gewhrte, nach Holland. Jean Terclaes Graf zu Tilly, der Sohn eines kaiserlichen Kriegsrats, wurde auf einem Landgute bei Lttich geboren. Von seinen Eltern wurde er fr den geistlichen Stand bestimmt; aber er entschied sich fr das Kriegshandwerk. Er nahm zuerst bei den Spaniern in den Niederlanden, dann bei den Kaiserlichen Dienste. Seine ersten Lorbeern errang er im Kriege gegen die Aufstndischen in Ungarn an der Spitze eines auf eigene Kosten geworbenen Regiments. Nach Beendigung des Krieges in Ungarn trat er in den Dienst der Liga und des Herzogs von Bayern. In dem wieder unterworfenen Bhmen brachte jetzt der Kaiser das Jus reformandi in Anwendung. Der Majesttsbrief wurde fr erloschen erklrt; die Anstifter des Aufstandes wurden hingerichtet, ihre Gter wurden eingezogen und versteigert oder zur Belohnung den Anhngern des Kaisers geschenkt. Viele Protestanten wanderten aus. 2. Der pflzische Krieg (1622). Wenngleich der gechtete Bhmenknig selbst den deutschen Boden verlassen und sich sogar die Union, von dem spanischen Feldherrn Spinola bedrngt, frmlich aufgelst hatte (1621), so traten doch fr ihn drei Vorkmpfer in die Schranken. a) Der erste war Ernst von Mansfeld, der Sohn eines kaiserlichen Statthalters von Luxemburg. Im katholischen Glauben erzogen ging er, als ihm der Kaiser sein vterliches Erbgut vorenthielt, zu dessen Feinden und zu der Sache der Protestanten der. Er wandte zuerst den schrecklichen Grundsatz an, da der Krieg den Krieg ernhren msse. Tapser und verschlagen, dem abenteuerlichen Kriegsleben mit Leidenschaft ergeben und ein freigebiger Verteiler der Beute wurde er von seinen Soldaten schwrmerisch verehrt. Aber seine Weise, den Krieg zu führen, brachte zuerst jene Zuchtlosigkeit und Beutegier unter die Heere, welche diesen Krieg zu einem wahren Verwstungskriege machten. In seinem Lager erschien bald auch der flchtige Kurfürst Friedrich von der Pfalz. b) Christian von Braunschweig, Administrator des Bistums Halber-stadt, ein tapferer, junger Sldnerfhrer voll Leichtsinn und bermut, aber ohne politische Berechnung, entschied sich fr die Sache des pfl-zischen Kurfrsten, weil er frchtete, der Kaiser knne ihm sein skulari-siertes Bistum nehmen. Er fhrte den Krieg in Mansfeldfcher Weise;

3. Römische Kaisergeschichte, Das Mittelalter, Die neueste Zeit bis 1648 - S. 263

1902 - Paderborn : Schöningh
263 Gelderpressungen, Raub und Verwstung machten seinen Namen im ganzen nordwestlichen Deutschland gefrchtet, e) Der Markgras Georg Friedrich von Baden-Durlach setzte, unzufrieden der die Auflsung der Union, den Krieg auf eigene Faust fort. Tilly wandte sich jetzt zuerst gegen Mansfeld, erlitt aber eine Niederlage (bei Wiesloch im jetzigen G.-H. Baden). Erst als er sich mit dem spanischen Heer unter Spinola verbunden hatte, gelang es ihm, den Markgrasen von Baden-Durlach bei Wimpfen (im G.-H. Hessen) vllig zu besiegen. Ebenso schlug er den Halberstdter Christian bei Hchst (im Rb. Wiesbaden) und machte durch diesen Sieg dem Kriege in der Pfalz ein Ende (1622). Zum Lohne fr den hilfreichen Beistand verlieh jetzt der Kaiser auf einem Kurfrsten tage zu Regensburg (1623) dem Herzoge Maximilian von Bayern die pflzische Kur und belehnte den Kurfrsten von Sachsen mit den beiden Lausitz. Die bei der Eroberung Heidelbergs von den Kaiserlichen erbeutete Bibliothek wertvoller Handschriften schenkte er dem Papste. 3. Der niederschsische Krieg (1623). Christian von Halber-stadt, welcher ebenso wie Mansfeld vor Tilly nach Holland zurckgewichen war. rckte bald wieder der die deutsche Grenze nach Niedersachsen vor. Da er hier nicht, wie er es wnschte, eine Verbindung gegen den Kaiser zu stnde bringen konnte, so entschlo er sich wieder zum Rckzge nach Holland. Aber unterwegs berraschte ihn Tilly und brachte ihm bei Stadtlohn (in Westfalen) eine so entscheidende Niederlage bei, da er sich nur mit Mhe nach Holland retten konnte (1623). 2. Der dnische Krieg, 16251630. 1. Wallensteins erstes Auftreten. Durch die Siege Tillys wurde die Macht der Liga und des Kaisers so gehoben, da nicht nur die norddeutschen protestantischen Fürsten, sondern auch mehrere euro-pische Mchte das Wachstum der kaiserlichen Macht mit argwhnischen Augen betrachteten. Daher schlssen England, die Niederlande und Dnemark ein Bndnis im Haag, wonach sie gemeinschaftlich ein Heer gegen die Liga ins Feld stellten (1625.) Die Oberanfhrung des Heeres bernahm Christian Iv., König von Dnemark und Kreis-oberster des niederschsischen Kreises, um so bereitwilliger, weil er seinen Sohn in der Behauptung der besetzten Bistmer Bremen und Verden zu schtzen suchte. Ernst von Mansfeld besorgte in England, Christian von Halberstadt in Frankreich die ntigen Werbungen. In dieser

4. Römische Kaisergeschichte, Das Mittelalter, Die neueste Zeit bis 1648 - S. 264

1902 - Paderborn : Schöningh
264 Verlegenheit sah sich der Kaiser gentigt, um nicht bestndig von dem Herzoge von Bayern, dem er noch fr die aufgewandten Kriegskosten Obersterreich verpfndet hatte, abzuhngen, gleichfalls ein Heer aufzu-stellen. Da er aber bei der Erschpfung des Staatsschatzes nicht selbst die Mittel zur Ausrstung einer Streitmacht besa, so kam ihm das Anerbieten des bhmischen Edelmannes Albrecht von Wallen st ein, ein Heer auf eigene Kosten ins Feld zu stellen, sehr gelegen. Albrecht von Waldstein oder Wallenstein war 1583 zu Hermanic (bei Kniggrtz) in Bhmen als Sohn eines begterten ntraquistischen Edelmannes geboren. Da er frh seine Eltern verlor, so kam er unter die Leitung eines katholischen Oheims, welcher ihn auf der Jesuitenschule zu Olmtz erziehen lie. Als junger Mann machte er Reisen durch Deutschland, Holland und Italien und betrieb auf der Universitt Padua mit Vorliebe mathematische, astronomische und kriegsroissenfchaftliche Studien. Seine ersten Kriegsdienste tat er in einem Kriege des Kaifers gegen Venedig, wurde zum Obersten und Grafen ernannt und gewann durch Erbschaft und Heirat bedeutenden Reichtum. So konnte er in dem bhmischen Kriege auf eigene Kosten ein Regiment ausrsten, wofr ihm der Kaiser die Herrschaft Friedland (bei Reichenberg in Bhmen) verlieh. Nach der Unterdrckung des bhmischen Aufstandes vermehrte er seinen groen Grundbesitz durch den Ankauf vieler eingezogenen Gter bhmischer Protestanten und wurde zum Reichsfrsten und zum Herzog von Friedland (1624) erhoben. Whrend Wallenstein im sdlichen Deutschland die Werbetrommel rhren lie, strkte Christian von Dnemark seine Partei durch Bnd-nisse mit mehreren norddeutschen Fürsten, worunter sich auch Christian Wilhelm, Administrator des Bistums Magdeburg und Bruder des bran-denbnrgischen Kurfrsten Johann Sigmund, befand; auch der wankelmtige Bethten Gabor, mit dem der Kaiser nach Beendigung des Aufstandes in Bhmen Frieden geschlossen, zeigte sich zur Untersttzung seines Unternehmens bereit. Aber die Verbndeten waren noch so schwach, da Tilly in der Wesergegend ungehindert schaltete. Jetzt erschien auch Wallenstein mit einem bunt zusammengesetzten Heere von 30000 Mann, welches aber bald bis zu 70000 Mann anwuchs, auf dem Kriegsschau-platze und nahm bei Dessau an der Elbe eine feste Stellung. Mans-feld wagte einen Sturm auf feine befestigten Schanzen; aber er wurde mit groem Verluste zurckgeschlagen (Apr. 1626). Als Mansfeld dann mit einem neuen Heere durch Schlesien und Mhren nach Ungarn zog. um sich hier mit Bethlen Gabor zu ver-einigen, verfolgte ihn Wallenstein auch borthin und zwang den Woywoben

5. Römische Kaisergeschichte, Das Mittelalter, Die neueste Zeit bis 1648 - S. 267

1902 - Paderborn : Schöningh
- 267 zwischen Holland, Dnemark und England war Gustav Adolf zur Teil-nhme an der Verbindung gegen den Kaiser aufgefordert, jedoch hatten sich die Verhandlungen damals zerschlagen. Allerdings konnte eine Hebung der kaiserlichen Macht fr den schwedischen König nicht gleichgltig sein, weil die in Polen regierende ltere Linie der Wasa in ihren Ansprchen auf den schwedischen Thron an dem Kaiser eine Sttze fand. Aber erst nachdem Christian von Dnemark vom Kriegsschaupltze abgetreten war, beendete Gustav Adolf, um freie Hand zur Einmischung in die deutschen Angelegen-heilen zu haben, den Krieg mit Polen durch einen unter Frankreichs Ver-mittelung abgeschlossenen Frieden (zu Altmark bei Stuhm in Westpreuen, 1629), in dem Schweden fast ganz Livland und mehrere damals polnische Teile von Preußen gewann. Nachdem er sich so den Rcken frei gemacht, bergab er die Regierung in Schweden einem Reichsrar. Im Juni 1630 landete Gustav Adolf mit einem Heere von nur 13 000 Mann, von denen die Hlfte in Deutschland geworben war, auf der Insel Usedom und setzte von da an die pommersche Kste der. Als Hauptgrnde seines feindlichen Einfalls gab er an, da der Kaiser seine Vettern, die Herzge von Mecklenburg, ihrer Lnder beraubt, die Herrschaft der die Ostsee, welche doch den Schweden und Dnen zustehe, beansprucht, Polen im Kriege gegen Schweden untersttzt und auf dem Lbecker Frieden keine schwedischen Gesandten zugelassen habe. a) Gustav Adolf in Norddeutschland. Zuerst suchten sich die Schweden natrlich in Pommern festzusetzen. Nur durch die Belagerung der Hauptstadt Stettin lie sich der Herzog (Bogislaw) von Pommern zu einem Bndnis mit Schweden bestimmen, in dem schon die deutliche Absicht des schwedischen Knigs zu Tage trat, das Land im Falle des Ablebens des kinderlosen Herzogs einzuziehen. Fast das ganze Land wurde mit Leichtigkeit von den kaiserlichen Truppen, zerfahrenen Resten des Wallensteinschen Heeres, gereinigt. Aber trotz der Fortschritte der schwedischen Waffen und der musterhaften Mannszucht, welche bei den Truppen herrschte, traten doch nur Hessen, Sachsen-Weimar und die durch das Restitutionsedikt gereizte Reichsstadt Magdeburg zu den Schweden der. Die brigen protestantischen Fürsten vereinigten sich unter Sachsens Vorgange in der Leipziger Konvention dahin, sowohl gegen die Liga als gegen die Schweden Neutralitt zu beobachten (1631). Dagegen schlo der franzsische Minister Richelieu, welcher, um die Macht des Kaisers zu schwchen, den schwedischen König zum Einsalle in Deutschland auf-gefordert hatte, mit Gustav Adolf einen Vertrag, worin er dem Könige eine jhrliche Gelduntersttzung zusicherte; dieser sollte dagegen die katholische

6. Römische Kaisergeschichte, Das Mittelalter, Die neueste Zeit bis 1648 - S. 269

1902 - Paderborn : Schöningh
- 269 auf die Aussage von Gefangenen, angibt, von den Belagerten selbst an-gelegt sei, um die Stadt nicht in feindliche Hnde fallen zu lassen, oder ob es bei der Plnderung, die den Soldaten nach damaligem barbarischen Kriegsbrauche gestattet wurde, durch Unvorsichtigkeit entstanden sei. ist nicht sicher zu entscheiden. Die Nachricht, da Tilly den Brand anbefohlen, wie dies einige minder glaubwrdige Quellen mehr als ein umlausendes Gercht, wie als wirkliche Tatsache berichten, ist weder mit seiner Feld-Herrnkunst, da die Einscherung einer so bedeutenden Feste als ein groer Verlust erscheinen mute, noch mit seiner sonst bekannten Mildherzigkeit vereinbar. c) Gustav Adolfs Siegeszug in das mittlere und sdliche Deutschland. Von Magdeburg aus wandte sich Tilly gegen Gustav Adolf, welcher bei Werben an der Elbe (unweit Havelberg) ein festes Lager bezogen hatte. Da er dieses nicht erstrmen konnte, so zog er in das kurschsische Gebiet. Dadurch erhielten die Schweden freie Hand, Mecklenburg zu erobern, welches den frheren Herzgen als schwedisches Lehen zurckgegeben wurde. Nachdem Gustav Adolf dann den Herzog Bernhard von Weimar, dem er aus den Bistmern Bamberg und Wrzburg ein Herzogtum Franken zu grnden versprach, fr sich gewonnen hatte, trat er in Unterhandlung mit dem Kurfrsten Johann Georg von Sachsen, welcher bisher eine zweideutige Neutralitt beobachtet hatte. Dieser trat, um sein Land vor den Verwstungen der Tillyschen Scharen zu schtzen, jetzt ohne Bedenken zu den Schweden der und gestattete dem Könige den Oberbefehl der seine Kriegsmacht. Mit den schsischen Truppen vereinigt wagte es jetzt Gustav Adolf, bei Breitenfeld un-weit Leipzig ein entscheidendes Treffen zu liefern (1631). Die Sachsen, welche auf dem linken Flgel des schwedischen Heeres standen, wurden von den Kaiserlichen geschlagen, aber vor den leicht beweglichen Reihen und dem besseren Geschtz der Schweden wichen die in schwerflligen Vierecken aufgestellten Truppen des ligistifch-kaiferlichen Heeres zurck; der bisher fr unberwindlich geltende Tilly unterlag der greren Kriegskunst Gustav Adolfs. Dieser glnzende Sieg ffnete den Schweden den Weg in das sdliche Deutschland. Der Sieger richtete aber seinen Zug nicht gegen Wien, sondern lie Bhmen nur durch den schsischen General Arnim besetzen. Er selbst nahm seinen Weg (der Erfurt, Wrzburg, Frankfurt, Mainz) durch die reichen geistlichen Stifter, die er sich zur leichten Beute ersah, berwinterte in Mainz und rckte dann nach Bayern in das Herz der Liga. Die Behauptung und Fortsetzung seiner Eroberungen berlie er dem Herzoge Bernhard von Weimar.

7. Römische Kaisergeschichte, Das Mittelalter, Die neueste Zeit bis 1648 - S. 272

1902 - Paderborn : Schöningh
- 272 lagerte er unttig in Bhmen, und als der Kaiser ihn aufforderte, Bayern gegen die Angriffe Bernhards von Weimar zu schtzen, sandte er nur einen seiner Generale dorthin. Dadurch wurde er bei der ligistisch-spanischen Partei am kaiserlichen Hofe verdchtig, die ihm schon desbalb grollte, weil er dem Kaiser riet, zur Herstellung des Friedens mit den protestantischen Fürsten das Restitutionsedikt zu beschrnken ober auszuheben. Entschlossen, sich nicht abermals den Oberbefehl entreien zu lassen, knpfte er, um sich ntigenfalls mit Gewalt zu behaupten, in Verfolgung selbstnbiger. der kaiserlichen Politik zuwiderlaufender Plne Unterhandlungen mit Schweden. Frankreich und Sachsen an. Ob er nach der pflzischen Kurwrde oder nach der Krone von Bhmen gestrebt habe, ist nicht klar zu erweisen. Da er seine Offiziere zu Pilsen zu der schriftlichen Erklrung ntigte, ihm treu zu bleiben, solange er in des Kaisers Diensten stehe (1634), machte den Verdacht gegen ihn noch mehr rege. Der Kaiser, von diesen Vorgngen durch Octavio Piccolo-mini unterrichtet und der das eigenmchtige Benehmen seines Feldherrn emprt, entband jetzt die Offiziere vom Gehorsam gegen Wallenstein, erklrte ihn des Hochverrates schuldig und bertrug den Oberbefehl an Gallas mit dem Austrage, sich Wallensteins tot ober lebenb zu bemchtigen. Von den meisten Regimentern verlassen, begab sich Wallenstein, whrenb bereits die Schweden, durch seine Versprechungen gelockt, im Anzge waren, um sich mit ihm zu vereinigen, mit wenigen Getreuen nach Eger. Hier lie ihn der Oberst Buttler, von Gallas mit der Ausfhrung des Haftbefehles beauftragt, durch einen feiner Hauptleute umbringen (Febr. 1634). Inwieweit sich Wallenstein des Verrats schulbig gemacht und wohin sein Streben gegangen, ist eine noch heute umstrittene Frage. War nun auch das Heer seines begabtesten Fhrers beraubt, so erfochten boch die Kaiserlichen bei Rrblingen (Bayern) der Bernharb von Weimar und Horn einen so glnzenben Sieg (1634), ba Frauken wiebergetvonnen, der schwebische Einflu in Sbbeutschlanb gebrochen und der Kurfürst von Sachsen zum Ausgeben seiner Verbinbung mit den Schweden bestimmt wurde. Als dann vollends der Kurfürst mit dem Kaiser 1635 einen Frieden zu Prag schlo, wonach ihm der Besitz der bis 1627 eingezogenen geistlichen Gter noch auf 40 Jahre zugesichert und bestimmt wurde, da innerhalb dieser Zeit eine endgltige Vergleichung erfolgen solle, und diesem Frieden fast alle protestantischen Fürsten beitraten, schien die Kriegsflamme ihrem Erloschen nahe.

8. Römische Kaisergeschichte, Das Mittelalter, Die neueste Zeit bis 1648 - S. 273

1902 - Paderborn : Schöningh
273 4. Der schwedisch-franzsische Krieg, 16351648. Indes durch die Einmischung Frankreichs wurde der unselige Krieg weiter gesponnen. Der franzsische Minister Richelieu, welcher Deutsch-laud zu schwchen suchte, damit es Frankreichs Absichten auf Vergrerung durch das Elsa und andere linksrheinische Gebiete keinen Widerstand entgegensetzen knnte, erneuerte nicht nur die frheren Vertrge mit den Schweden, sondern Frankreich stellte jetzt sogar selbst ein Heer ins Feld und erklrte dem Kaiser den Krieg. So stand auf der einen Seite der Kaiser im Verein mit Bayern, den norddeutschen Fürsten und Spanien, auf der andern Frankreich und Schweden. Der Kriegsschauplatz war jetzt meistens ein zweifacher; am Oberrhein und in Bayern kmpfte das ligistische Heer gegen die Franzosen, in Bhmen und der Elbgegend das kaiserliche und das schsische Heer gegen die Schweden. Whrend der schwedische Feldherr Bauer durch einen entscheidenden Sieg bei Wittstock in der Mark den Fortschritten der Kaiserlichen ein Ziel setzte (1636), wurde der khne ligistische Reitergeneral Johann von Werth bei einem Einfalle in Frankreich durch den Herzog Bernhard von Weimar zurckgedrngt. Durch diesen Sieg ermutigt, verfolgte der Herzog in dem wirren Spiel des Krieges seinen eigenen Vorteil. Um sich fr das verlorene Herzogtum Franken zu entschdigen, suchte er mit Hilfe Frankreichs die sterreichische Landgrafschaft Elsa zu gewinnen. Aber als ihm die Eroberung von Breisach gelungen war. starb er pltzlich, wie er selbst glaubte, an Gift (1639). Das fhrerlose Heer und die gemachten Eroberungen wute Richelieu an sich zu ziehen. Als auf Ferdinand Ii. sein weniger entschiedener und zur Milde geneigter Sohn Ferdinand Iii., 16371657, folgte, wrben boch die Aussichten ans Frieden nicht grer. Nach Bansrs Tode hielt Torstenson, der begabteste Felbherr aus der Schule Gustav Abolfs, (durch den Sieg bei Breitenfeld. 1642) den schwedischen Kriegsruhm aufrecht und erschreckte zweimal auf feinen Streifzgen selbst die kaiserliche Hauptstadt. Den dnischen König Christian Iv., den der Kaiser zu einem Kriege gegen die Schweden bestimmt hatte, zwang er durch einen Zug nach Jtland zum Frieden (von Brmsebro, in der fchw. Provinz Calmar. 1645), worin Schweden die Jnfeln Gotland und sel. sowie Freiheit vom Sunbzolle gewann. Die franzsischen Heere kmpften unter Conbs und Turenne meistens siegreich am Stein, Lehrbuch der Geschichte f. ob. Kl. Ii. ^

9. Römische Kaisergeschichte, Das Mittelalter, Die neueste Zeit bis 1648 - S. 274

1902 - Paderborn : Schöningh
274 Oberrhein und in Bayern. Da aber der Krieg jetzt ohne rechten Plan gefhrt wurde, so artete er schlielich in eine bloe Verwstung und Plnderung aus. Endlich, als der schwedische General Knigsmark eben die Kleinseite von Prag eingenommen hatte, erscholl die langersehnte Botschaft des Friedens. So fand der Krieg in Prag, wo er seinen Anfang genmmen, auch seinen Abschlu. Bereits seit dem I. 1641 hatte man an dem Friedenswerke gearbeitet. Endlich wurde im I. 1648 zu Mnster, wo die Gesandten des Kaisers und der katholischen Stnde mit Frankreich, und zu Osnabrck, wo sie mit Schweden und den Pro-testanten unterhandelten, der Friede abgeschlossen. Der Westflische Friede, 1648. 125. A. Die wichtigsten politischen Bestimmungen betreffen: 1. Aas Ausland. a) Schweden erhielt Vorpommern nebst Rgen, das skularisierte Erzbistum Bremen, mit Ausschlu der freien Reichsstadt Bremen, als Herzogtum und das Bistum Verden (fpr. Fehrden) als Frstentum, die Stadt Wismar tm Mecklenburgischen und 5 Millionen Taler Kriegsentschdigung. Es gewann also feste Sttzpunkte im baltischen und deutschen Meere und beherrschte die Mndungen der Oder. Elbe und Weser; zugleich wurde es durch diese Erwerbungen Mitglied des deutschen Reichstages. d) Frankreich bekam das sterreichische Elsa, die Festung Breisach und das Besatzungsrecht von Philippsburg (Gh. Baden). Die frher eroberten Stifter Metz, Toul und Verdun wurden jetzt frmlich abgetreten. Das deutsche Reich verzichtete vollstndig auf diese Gebiete, und Frank-reich wurde nicht Mitglied des deutschen Reichstages. c) Die Unabhngigkeit der Schweiz vom deutschen Reiche und der vereinigten Niederlande von Spanien wurde anerkannt. 2. Gebietserweiterungen deutscher Fürsten. a) Bayern behielt die Kurwrde und die Oberpfalz. Die Unter-pfalz wurde nebst einer achten Kurwrde dem Sohne Friedrichs V. von der Pfalz zurckgegeben. b) Kursachsen behielt die beiden Lausitz.

10. Römische Kaisergeschichte, Das Mittelalter, Die neueste Zeit bis 1648 - S. 229

1902 - Paderborn : Schöningh
229 durch ein allgemeines Konzil. Aber die Protestanten verlangten ein freies Konzil deutscher Nation und weigerten sich, die 1545 nach Trient berufene Kirchenversammlung zu beschicken. Daher beschlo er, sie mit Gewalt zur Unterwerfung zu bringen. Luther erlebte den Krieg nicht mehr; er starb in seinem Geburtsorte Eisleben im Alter von 62 Jahren (1546). Schon rsteten beide Parteien. Der Kaiser lie die Schmal-kaldener die Feindseligkeiten zuerst erffnen, um gegen sie als Aufrhrer einschreiten zu knnen. Dann sprach er der Johann Friedrich von Sachsen und Philipp von Hessen die Reichsacht aus. Zugleich gewann er den Herzog Moritz von Sachsen aus der Alber-tinischen Linie fr sich, indem er ihm die Bistmer Magdeburg und Halberstadt nebst der Kurwrde versprach. Die Verbndeten suchten dem noch nicht vllig gersteten Kaiser zuvorzukommen und sandten ihren Feldherrn Schrtlin v. Burtenbach an den Lech. Whrend die Schmalkaldener in Bayern den Krieg lssig fhrten, lie der Kaiser durch seinen Bruder Ferdinand und Moritz von Sachsen das Land des Kur-srsten Johann Friedrich besetzen. Dieser verlie daher, um sein Gebiet zu schtzen, das Hauptheer. Da auch der Landgraf Philipp, um sein Land besorgt, sich nach Hessen zurckzog, so wurden die sddeutschen Städte Augsburg, Nrnberg, Ulm u. a., welche auf feiten der Schmalkaldener gestanden hatten, mit leichter Mhe unterworfen (1546). Im Frhling des folgenden Jahres verlegte der Kaiser den Krieg nach Nord-Deutschland, um die beiden Hupter des Bundes zu demtigen. Der Kurfürst von Sachsen hatte zwar den grten Teil seiner Lnder seinem Nebenbuhler Moritz wieder entrissen; aber jetzt konnte er dem gemeinsamen Angriff seiner Gegner nicht widerstehen. Er zog sich vor dem kaiserlichen Heere, welches aus Bhmen heranrckte, der die Elbe zurck; indes die Kaiserlichen gingen bei Mhlberg durch eine Furt des Flusses und errangen auf der Lochauer Heide (Prot). Sachsen) einen vollstndigen Sieg (1547). Der Kurfürst selbst wurde gefangen, und bald ergab sich auch feine Feste Wittenberg. Er mute in der Wittenberger Kapitu-lation sein Land an Moritz abtreten. Die schsische Kurwrde ging somit von der Erneftinischen Linie an die Albertinische der; doch behielten die Sohne Johann Friedrichs die Herrschaften Eisenach, Weimar, Jena und Gotha, aus denen sich spter die kleineren schsischen Herzogtmer entwickelten. Jetzt bequemte sich auch Philipp von Hessen auf Zureden seines Schwiegersohnes Moritz zur Unterwerfung; er mute fufllig Abbitte tun und wurde in strengem Gewahrsam gehalten.
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